Alles, was Wissen schafft

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Der Podcast der Landesvertretung Schleswig-Holstein

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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu Alles, was Wissenschaft dem Podcast der Landesvertretung Schleswig-Holstein.

00:00:06: Mein Name ist Heike Muß, und mir gegenüber hier in Berlin, in unserem kleinen Podcast Studio sitzt eine echte Sylterin, eine gelernte Journalistin und Medienunternehmerin.

00:00:15: Der es in diesem Sommer gelungen ist, mit ihrem Debütroman direkt in die Spiegel-Bestsellerliste einzusteigen

00:00:22: wir sprechen heute über Partys, Pelze, Promis, über Meerwasser mit Orangengeschmack und warum zum Meer auch die Ufer gehören. Hherzlich Willkommen Susanne Matthiessen!

00:00:32: Sie sind, wann sind Sie zurückgekommen von Sylt? vor 2 Tagen? Gestern Abend! Gestern Abend, und wie ist jetzt die Stimmung auf Sylt?

00:00:40: Mann hat auf Sylt komischerweise immer das Gefühl, dass man sich nicht als Teil der Bundesrepublik sieht und so ist auch im Moment die Stimmung. Das heißt, alles ganz entspannt.

00:00:55: Frau Matthiessen, sie schreiben mit 55 Jahren ihr erstes Buch, das im Juni bei Ullstein unter dem Titel Ozelot und Friesennerz erschienen ist und landen prompt einen Bestseller.

00:01:06: Toll! Wie haben Sie das gemacht? Haben sie vorher schon mal geübt, vielleicht unter Pseudonym? Nein, ich habe vorher

00:01:15: keine Erfahrung gemacht mit längeren Texten, muss man ehrlich sagen, aber 

00:01:22: schreiben hat immer Spaß gemacht, ob ich nun schreibe fürs hören oder ich war beim Radio habe ich

00:01:26: lange gearbeitet bei Radio Schleswig-Holstein, dann war ich natürlich auch beim NDR und ich war beim Fernsehen das heißt man ist natürlich schon geübt

00:01:35: in Texten, aber ein ganzes Buch zu schreiben, das ist durchaus noch mal in Herausforderung gewesen

00:01:41: das ist wirklich ein wunderbares Buch und wäre es nicht so hintersinnig und flott geschrieben, so witzig, schön und schrecklich zugleich, würden wir natürlich nicht darüber reden

00:01:52: bevor wir aber über das Buch reden, möchte ich Sie kurz vorstellen: sie sind waschechte Sylterin, 1963 auf der Insel geboren.

00:02:01: Haben dann direkt nach dem Abi die Insel verlassen, gen München und wurden Journalistin. Sie haben als Redakteurin und Medienunternehmerin fürs Radio und fürs Fernsehen gearbeitet, unter anderem mit Sabine Christiansen.

00:02:14: Mit Gabi Bauer und auch mit Dunja Hayali.

00:02:17: In ihrem Schrank hängen mehrere Pelze, darunter ein bodenlanger Nerz, den Ihr Vater für Sie maßgeschneidert hat.

00:02:25: In ihrem Buch Ozelot und Friesennerz erzählen sie von ihrer Kindheit und Jugend auf Sylt in den goldenen 60er und 70er Jahren.

00:02:33: Der Zeit also, als der westdeutsche Jetset die Insel eroberte.

00:02:37: Ihre Eltern führten in Westerland in der Friedrichstraße ein Pelzgeschäft mit einem Kürschnereibetrieb,

00:02:44: der in seinen besten Jahren rund 40 Angestellte hatte. Es war

00:02:47: das führende Pelzmodenhaus in Deutschland. Kann man das so sagen? Das kann man sicherlich so sagen, ja. Und Sie als Kind mittendrin. Ein Leben im Pelzgeschäft. Das war ja ein echtes Familienunternehmen, wie wahrscheinlich so viele in jenen Jahren auf Sylt.

00:03:02: Die Eltern taten alles, damit das Geschäft läuft. Und alles geschah zum Wohl der Kunden, aber vielleicht nicht unbedingt zum Wohl der Kinder?

00:03:12: Nicht unbedingt zum Wohl der Kinder, aber ich denke mal, so ungewöhnlich war es dann auch nicht in den Siebzigern, der 60er und 70er Jahre, in der Bundesrepublik aufzuwachsen. Als

00:03:23: Kinder waren wir ja quasi so im Handgepäck dabei, kann man vielleicht sagen. Und was sicherlich ungewöhnlich war,

00:03:32: ist die Situation, auf einer Ferieninsel aufzuwachsen, die

00:03:39: jedes Jahr zweistellige Zuwachsraten hatte. Das heißt, es kamen immer mehr Gäste auf die Insel und es kam auch sehr

00:03:47: buntes Volk, würde ich mal sagen. Und mit denen waren wir natürlich direkt konfrontiert, wenn man in dem Geschäftsbetrieb aufwächst ja.

00:03:55: Wie war denn die Arbeitsteilung in ihrer Familie? Wer hat da was gemacht? Ihr Vater z.B., welche Rolle hatte der? Mein Vater war ganz klar der Chef.

00:04:02: Man war ja immer Chef. 60er, 70er Jahre, das heißt, das war ja auch ein Traditionsbetrieb, das heißt, die Firma hat er von seinem Vater quasi

00:04:13: übernommen. der dann starb, Anfang der 60er Jahre, ein Jahr bevor ich geboren wurde. Und dann hat er meine Mutter geheiratet und

00:04:21: es war dringend erforderlich

00:04:24: das  als Ehepaar zu schmeißen, das heißt er hat das Geschäftliche gemacht aber auch das Fachliche Pelzfellwaren, etc.pp Firmenleitung, Personalführung und all diese Geschichten.

00:04:38: Dann hat er sich auch noch politisch betätigt logischerweise damals war das ja auch üblich und meine Mutter hat das Geschäft geschmissen das heißt sie hatte den Kundenkontakt und sie wusste.

00:04:47: Was sie verkaufen konnte, wie sie es verkaufen konnte und das war eine ganz gute Kombination

00:04:52: Die war ja ein Naturtalent ihre Mutter, also eigentlich hatte die das ja nicht beabsichtigt, glaube ich, in dieses Geschäft einzusteigen. Sie schreiben im Buch:

00:04:59: Meine Twiggy Mutter heiratete nicht für Geld, nicht für Schmuck, nicht für Pelze ,nicht aus Liebe oder um versorgt zu sein, sondern weil die Umstände es erforderten.

00:05:08: War die Zeit damals so? oder war ihre Mutter so?

00:05:12: Naja die Umstände waren natürlich die, dass mein Großvater starb, mein Vater übernahm mit 23 Jahren diesen großen Traditionsbetrieb und er war mit meiner Mutter verlobt und hat dann eben gesagt du musst jetzt mitmachen.

00:05:26: Sonst schaffe ich das nicht und das waren die Umstände. Meine Mutter war ja

00:05:32: zu der Zeit in Düsseldorf und hat da eine Lehre gemacht als Reisebürokauffrau und war gerade auf dem Sprung, Karriere zu machen. auch ganz jung und sehr erfolgreich und dann musst du sehen.

00:05:45: Dieses Geschäft musste sie dann abbrechen und ist dann in den Pelz Betrieb meines Vaters eingestiegen. So waren das die Umstände. Anders ging es nicht. Wenn man geheiratet hat, hat man sich dem Mann untergeordnet. Das war einfach damals so.

00:05:58: Es war ja wirklich ein Leben im

00:06:00: Pelzgeschäft. Also mir kam es manchmal so vor, dass die Grenzen auch zwischen Kunden und Privatleben und Freundschaft ein bisschen fließend waren. Also es kamen auch die wohlhabenden Kundinnen zu Ihnen, die sich dann gelangweilt haben, in ihren Häusern, einfach mal, um mit der Frau Matthiesen zu plauschen, weil die so gut zuhören konnte. Und dann haben sie da ein Käffchen gekriegt und ein Sektchen.

00:06:21: Und sie mussten auch manchmal einen Kuchen holen. Das war ja wirklich Leben in diesem Geschäft. Ja, wir haben in diesem Geschäft quasi

00:06:28: unser Familienleben sozusagen vollzogen.

00:06:33: da gab es einen kleinen hinteren Raum, in dem wir dann quasi, der war ja nicht größer als 2 Quadratmeter, in dem wir dann eigentlich als Familie auch zusammen gehaust haben, muss man ehrlicherweise sagen, 

00:06:47: das ist die Bäderregelung, die gibt es ja heute noch auf Sylt und auch in den Tourismusgebieten.

00:06:53: Das heißt, man hat sieben Tage die Woche das Geschäft geöffnet, zumindest in der Saison. Das ist ja bis heute noch so und man ist dann eben von morgens bis abends.

00:07:02: im Laden, weil die Leute erwarten einfach, dass man durchgehend geöffnet hat. Und es war nicht nur damals so,

00:07:11: dass Kundinnen und Kunden in die Geschäfte kommen, um auch mal zu plaudern, sondern dass es bis heute so ist,

00:07:19: man kriegt dann Kaffee und man setzt sich da mal hin und hat freundschaftliche Kontakte und das ist.

00:07:26: Habe ich ganz normal und das hat sich bis heute auch nicht geändert

00:07:29: Und zu allem dazu haben ihre Eltern dann jeden Sommer diesen großen eleganten Modeball im Kurhaus gefeiert und ihre Mutter hatte anscheinend auch wieder alles gemacht. Ja, das wundert mich auch muss ich ehrlich sagen, wie sie das hingekriegt hat. Also darüber haben wir jetzt gerade noch mal gesprochen, mit welcher Leistungsfähigkeit man damals ausgestattet war, gut, sie war vielleicht 30 Mitte 30 und wenn der Erfolg

00:07:53: sich auch einstellt, dann ist man natürlich auch ungemein motiviert

00:07:57: und es lief halt einfach alles sehr sehr gut bei uns in der Firma, auf Sylt, überall in allen Geschäften

00:08:04: Und ja, im im Kursaal den den Modeball oder große Modenschauen zu veranstalten das war gehörte einfach auch dazu und das war ein so ein gesellschaftlicher Höhepunkt in der Saison also das war ja noch anders damals

00:08:16: man zog sich immer noch gut an, wenn man durch die Friedrichstraße flanierte oder zum Kurkonzert ging, wo man dann vor der Kurmuschel saß und.

00:08:25: Großes Orchester aufspielte und da war man dann gut gekleidet und hat dann auch abends natürlich dann solche Veranstaltungen die auch wieder durchgeführt haben dann gerne besucht

00:08:35: Und ja daran haben wir alle wirklich sehr schöne oder lebhafte Erinnerungen.

00:08:41: Erzählen sie doch noch mal von ihrem Großvater. Der hat auch für die Ufa Stars Mode oder Pelzkreationen entworfen.

00:08:50: War der denn die ganze Zeit auf Sylt? Da musste er dann in Berlin leben, oder?

00:08:54: Ja. Mein Großvater war auf Sylt in den 50er Jahren und davor hat er auch hier in Berlin für.

00:09:05: Pelzhändler und Pelzkürschner gearbeitet, hat auch eine Ausbildung gemacht

00:09:09: und ist auf die Art und Weise auch mit den ganz großen Stars in Kontakt gekommen. Ja, Sie erzählen das, finde ich, so interessant, also mir ist noch nicht ganz klar, wie das Handwerk das Kirschner zusammenkommt

00:09:21: Mit dem Modedesigner. Ihr Vater z.b. hat das Modell Karat entworfen, das sie so schön beschreiben als ein Modell,

00:09:27: das Frauen, egal in welcher Größe, passt und immer super elegant aussieht.

00:09:32: Ja, also ich meine, man muss sagen, dass Pelzmode ganz andere Schnitte erfordert beispielsweise als jetzt klassische Mantelmode.

00:09:43: Auf der einen Seite ist es natürlich so, dass man sich da immer auf den neuesten Stand bringt und auf

00:09:51: Pelzmessen ist oder auch Modemessen ist und damals war das noch ganz üblich also, dass man auch zum Teil Filme im Kino sah und dachte meine Mutter dachte

00:10:01: das ist ja ein toller Mantel den müssen wir versuchen nachzumachen das heißt also nicht jede Fällart passt zu jedem Schnitt

00:10:09: zum Beispiel nicht jeder Schnitt zu jedem Pelz, also ob man langfellige Pelze verarbeitet oder eben kurzfellige verarbeitet das sind Unterschiede und die finden sich dann auch in den Schnitten wieder

00:10:22: aber klar es gab natürlich

00:10:24: das Modell Karat ist ganz berühmt und auch das Modell Lutetia ich glaube das habe ich im Buch gar nicht erwähnt aber es gibt so ein paar Schnitte die für die damalige Zeit halt einfach super funktioniert haben und.

00:10:37: Frau gepasst haben in unterschiedlichen Größen und jede Frau sah darin schlank aus und das war es natürlich was die Frauen wollten.

00:10:44: Und ihre Großmutter  Sie schreiben da, also mir ist noch nicht ganz klar, was das für eine Person war. Sie schreiben z.B., wie ihre Großmutter aus der Kältekammer ihrer Ehe berichtet hat. Das muss doch eine ganz merkwürdige Beziehung gewesen sein.

00:10:58: Ja, das kann ich ja auch nur aus den Erzählungen schließen und in unserer Familie ist es sicherlich nicht anders als in anderen Familien das heißt

00:11:06: Sachen die vielleicht nicht so angenehm sind, werden jetzt auch nicht groß in großer Runde irgendwie gemeinsam besprochen und damals war ich noch ein Kind und meine Großmutter

00:11:16: hat mir dann doch schon einiges erzählt.

00:11:19: Aber Fakt ist, die Zeiten waren ganz andere. Mein Großvater war viel älter als meine Oma und er hat sie

00:11:27: damals geheiratet, da war er bestimmt 20 Jahre älter als sie und sie war ganz jung und ahnungslos will ich mal sagen und.

00:11:38: Die Ehe lief nicht besonders gut, was eben auch daran lag, was meine Großmutter mir erzählt hat. Meine Eltern haben mir das nicht gesagt aber.

00:11:47: Schweigen eigentlich über dieses Thema, aber mein Großvater war homosexuell.

00:11:52: Und hat auch zwei Söhne in die Welt gesetzt, im Abstand von zehn Jahren. Also da kann man dann doch schon einiges dran ablesen.

00:11:59: Und ist auf ganz merkwürdige Weise ums Leben gekommen.

00:12:04: Und das ist auch natürlich eine Sache über die ich schreibe, die meinen Eltern jetzt nicht so angenehm war, muss man auch mal sagen, weil mein Großvater erstickte.

00:12:14: Bei uns im Laden hinten in diesem Kabuff, in dem wir dann die Jahre darauf quasi als unser Familienleben dann sich abspielte.

00:12:23: Und zwar auf einer Herdplatte hat er sich Milch warm gemacht und ist eingeschlafen und dann hat diese Herdplatte

00:12:32: bzw Gasflamme ist dann gelöscht worden und das Gas trat aus und er ist daran erstickt.

00:12:40: Und darum ranken sich natürlich auch familiäre Mythen also

00:12:44: er hat er das mit Absicht gemacht, weil er eigentlich Konkurs war, muss man ja auch mal sagen damals oder hat er es tatsächlich unabsichtlich gemacht. Also mein Vater behauptet,

00:12:57: die Kriminalpolizei war da gewesen und hätte festgestellt, dass es ein Unfall war. Meine Oma war ja eine sehr interessante verrückte Person.

00:13:09: Sieht das etwas anders oder sah das damals etwas anders also ist davon ausgegangen dass es eine Verschwörung war.

00:13:15: Und dass er sterben musste und na ja er ist halt einfach leider 1962 verstorben und so ein ganz ganz toller

00:13:23: gutaussehender eleganter und Herzenswarmer Mann gewesen, aber leider habe ich nicht kennengelernt. Und Ihr Vater hat dann den Betrieb übernommen oder? der war da also kurz vorm Konkurs, der Betrieb und ihr Vater hat den dann quasi mit ihrer Mutter

00:13:38: groß gemacht.

00:13:39: Interessanterweise, das habe ich jetzt auch im Buch nicht geschrieben, ist es so gewesen, dass mein Vater damals in Memmingen seine Gesellenzeit

00:13:50: abgeleistet hat. das war damals noch üblich, dass man nicht im elterlichen Betrieb, wenn man dort die Ausbildung gemacht hat ging man dann woanders hin. eben nach Memmingen und da starb mein Großvater er kam zurück und und hat die Firma geerbt

00:14:03: und was er nicht wusste, war dass die Firma eigentlich komplett überschuldet war.

00:14:11: Das haben sie erst rausgefunden weil sein Schwager, also der Bruder meiner Mutter sich auf Sylt beim Baden

00:14:17: an den Bunen den Arm gebrochen hat und das war ein ausgewiesener Betriebswirt. Alles junge Leute, muss man sagen waren alle Anfang 20 und nur weil mein Onkel

00:14:27: den gebrochenen Arm hatte und die Zeit hatte sich darum zu kümmern und die Bücher geprüft hat, war ihm plötzlich klar wir haben gar kein Geld mehr wir sind eigentlich pleite

00:14:37: und mein Vater jung wie er war, wollte da nicht aufgeben und ist zur damaligen in Westerland zur Vereins und Westbank gegangen

00:14:46: und hat sich tatsächlich einen Kredit besorgt. man hat ihm das zugetraut dass er das noch mal.

00:14:52: Anfing und so starteten quasi meine Mutter und mein Vater die Firma neu unter denkbar schlechten Vorzeichen weil mit dem Sack voll Schulden also fing nicht bei Null an sondern bei -100.

00:15:04: Toll! also die haben das Geschäft übernommen, haben ihre ganze Arbeitskraft in diesen Laden gesteckt und hatten dann ja auch wirklich Erfolg. Das Vermögen wurde von Jahr zu Jahr größer in den 60er 70er Jahren.

00:15:16: Gleichzeitig hat sich die Insel Sylt auch entwickelt. also die Partys wurden immer rauschhafter, Jetset, Hochfinanz, Hemmungslosigkeit

00:15:24: überall wurde gefeiert. Polizeikontrollen haben sie geschrieben gab es nicht

00:15:29: wir hatten einfach viel zu wenig Polizei auf der Insel also ich kann mich jetzt nicht erinnern da gab es sicherlich ein paar Beamte

00:15:37: aber die kannte man natürlich. auch das ist ja wie in so einem kleinen Dorf eigentlich auch wenn die Insel 99 Quadratkilometer groß ist, ist ja die Bevölkerung dann doch überschaubar und

00:15:50: um ein Vielfaches übersteigen dann im Sommer oder in der Wintersaison Zeiten dann die Zahlen der Urlauber die Zahl der der einheimischen

00:15:57: aber nichtsdestotrotz kennt man sich und versteht sich auch und das waren halt einfach damals noch solche Zeiten da ging das einfach auch man muss man sich auch eine Sache noch berücksichtigen Sylt war wirklich weit ab vom Schuss

00:16:11: das heißt Politik spielte sich ja damals er in Bonn ab und Deutschland begann ja für uns als Insulaner eigentlich erst in Hamburg und.

00:16:20: Ab da ging es dann Richtung Süden und dann begann die große weite Welt und wir saßen da auch so einer kleinen Insel im Meer und ja wir haben

00:16:29: dafür gesorgt dass es den anderen gut ging. das war unser Job

00:16:32: haben ihre Eltern denn auch mit gefeiert oder haben die nur Tag und Nacht gearbeitet? meine Eltern haben unglaublich mit gefeiert ja vielleicht nicht immer unbedingt mit den Kunden das ist auch von vorne herein natürlich ein sehr problematisches Gebiet

00:16:47: weil da möchte man sich jetzt nicht

00:16:51: ja so privat zeigen will ich mal sagen, weil das sind ja alles Geschäftsleute gewesen und da kam es auch auf einiges an auch auf Seriosität

00:16:59: aber gefeiert haben sie ich würde mal sagen 30 100 mal mehr als meine Generation die waren eigentlich

00:17:08: obwohl sie so hart gearbeitet haben eigentlich auch noch immer ständig unterwegs aber meistens mit ihren Sylter Freunden. Und wo waren sie da? sie haben ja noch eine Schwester, eine jüngere.

00:17:17: Ja, wo war ich da? ich war im Bett. Eine soziale Kontrolle hat zwar stattgefunden auf der Insel wie es ja bei einer dörflichen Gemeinschaft dann der Fall ist. da wurde man dann durchaus schon mal beobachtet

00:17:29: aber ansonsten haben die Eltern halt einfach laufen lassen also

00:17:34: wir haben in diesen Zeiten damals und das war ja wie gesagt nichts Ungewöhnliches für die 60er und 70er Jahre dass man seine Kinder einfach.

00:17:43: Zu Hause im Bett gelassen hat und losgegangen ist

00:17:45: also das würde man heute eher gar nicht mehr machen und bestellt einen Babysitter oder was weiß ich aber das gab es einfach damals nicht und wenn wir aufgewacht sind und die Eltern waren nicht da ja ok waren sie halt nicht da stimmt das kann ich auch so.

00:17:57: Gab im Laden ihre Eltern diesen goldenen Haken das war doch bestimmt eine Geschäftsidee ihrer Mutter oder ja

00:18:05: wobei das glaube ich eben hatten wenn Sie das heute sehen und durch Fußgängerzonen gehen dann gibt es das natürlich überall das heißt es gibt einen

00:18:14: Haken oder einen Ständer, den man draußen vielleicht vor seinem Schaufenster noch stehen hat wurden die Leute natürlich noch mal dann so durch gucken ob es da Sachen gibt die Ihnen gefallen

00:18:23: aber er das bietet sich nicht unbedingt für ein Pelzgeschäft

00:18:27: an dieser Güte was meine Eltern betrieben haben das heißt dann wird natürlich nicht so ein Ständer vor der Tür stehen wo es ein bisschen ramschig zugeht nein es gibt einen

00:18:37: Haken, der neben der Eingangstür hängt wo ein.

00:18:40: Pelz ausgestellt wird an dem man dann vorbei gehen kann, den man mal anfassen kann, den man vielleicht auch mal überziehen kann und dieser goldene Haken so hat den meine Mutter genannt war sozusagen unsere.

00:18:52: Größte Erfolgsaktion. Pelze, die auf dem goldenen Haken hängen, die wurden eigentlich immer am Tag auch gleich verkauft

00:19:00: Und dann hatten sie noch einen Kundensofa im Laden. Wer nahm denn da so alles platzt? Ja, da nahmen eigentlich alle Platz, die bei uns

00:19:09: Pelze gekauft haben. Meistens natürlich die Männer weil die Frauen probierten die Pelze an und die Herren saßen und schauten sich dann dieses Schauspiel an.

00:19:19: Ich finde so herrlich im Buch die Geschichte wie ein Ehepaar direkt vom Strand kommt natürlich überhaupt nicht so gekleidet.

00:19:26: Dass man jetzt einen Pelz kaufen würde aber ich stell mir das dann so vor: die Frau sagt, ich gehe nur mal kurz rein um zu gucken.

00:19:33: Der Mann läuft so ein bisschen widerwillig hinterher wird dann gebeten doch auf dem Sofa Platz zu nehmen.

00:19:38: Und dann nimmt die Geschichte ihren Lauf. Da waren ja auch alle Familienmitglieder irgendwie beteiligt also so wie sie das schildern

00:19:44: ja also ein Pelzkauf ist ja prinzipiell keine Aktion, die eine Frau alleine gemacht hat.

00:19:51: denn ein Pelz wird einer Frau gekauft

00:19:56: das heißt also, meistens sind es deshalb die Ehepaare gewesen, die dann bei uns im Geschäft waren. auch ganze Familien. dann kamen die Kinder noch mit, um sich das irgendwie anzuschauen und um auch eher ihre Meinung noch dazu zu sagen, ob das irgendwie das richtige für die Mutter ist.

00:20:11: aber ansonsten war das natürlich auch von unserer Seite her eine Familiengeschichte

00:20:18: denn im Grunde ist es wie heute in Familienbetrieben

00:20:24: ja, dass jeder seine Aufgabe hatte. Und wir als Kinder hatten natürlich auch Jobs in diesem Zusammenhang. Also sei es, dass wir dafür sorgen, dass da was zu trinken auf den Tisch kommt oder auch mal die Kaffeemaschine anwerfen, mal Kuchen holen oder irgendetwas besorgen, was man vielleicht in diesem Moment noch

00:20:41: braucht oder ich musste häufig meinen Vater herbeitelefonieren, der dann bei uns in der Werkstatt gerade Pelze gemacht hat. Aber nun braucht

00:20:50: es quasi noch mal den Chef, weil vielleicht was geändert werden muss. bei der Länge oder einem Fell und das konnte dann meine Mutter.

00:20:59: Sozusagen in der Arbeitsteilung wurde dann der Fachmann herbeigerufen, und das war dann mein Vater. so dass dann irgendwie nachher auch erfolgreich abgeschlossen werden konnte das Geschäft.

00:21:10: Sie hatten auch wirklich wahnsinnig viele Promis auch im Laden, also Freddy Quinn mit seiner Jeansjacke, in die ein Ozelot Fell rein genäht werden sollte.

00:21:19: Valeska Gert mit ihrer Lederhose, Rudolf Augstein, Ivan Rebroff,

00:21:23: Arndt von Bohlen und Halbach. Haben sie da eigentlich irgendwie ein Fotoalbum oder so eine kleine Galerie im Laden hängen gehabt von ihrem prominentesten Kunden? Nee, sowas hat man nicht gemacht oder?

00:21:34: Interessanterweise haben das natürlich Restaurants gemacht. Also die hatten ja dann an ihren,

00:21:42: an ihren Wänden oft irgendwie Autogramme hängen von Leuten und Gästen, die dann da zu Abend gegessen haben. Das war bei uns nicht der Fall. Also das ist ja auch eine gewisse diskrete

00:21:54: Art und Weise, wer bei uns einkauft, was eingekauft wird. Da muss man sich darauf verlassen können, dass das nicht dann an die Öffentlichkeit kommt.

00:22:03: Und da haben sich meine Eltern auch immer, sage ich mal, wie selbstverständlich dran gehalten. Und erst als ich quasi jetzt auf die Idee kam, doch diese Zeit noch mal

00:22:13: aufleben zu lassen und noch mal zu beschreiben, wie das eigentlich wirklich war,

00:22:18: habe ich mir dann natürlich auch noch mal alles zusammen mit meinen Eltern in Erinnerung gerufen, wer da eigentlich alles bei uns Kunde war.

00:22:27: Und alle in der Zeit haben für Pelze geschwärmt. Das ist ja wirklich verrückt. Das kann man sich heute nicht mehr so richtig vorstellen. Irgendwann schlug dann die Stimmung um,

00:22:35: zumindest für das Pelzgewerbe auf Sylt. Wie haben sie das denn damals erlebt diesen Umschwung?

00:22:40: Das ist ja ein Prozess, der relativ schleichend eingesetzt hat, also

00:22:46: in den Siebzigern war Pelz noch das Statussymbol schlechthin. Also große Autos fahren und die Frauen in Pelz stecken, das war sozusagen der Ausweis, dass man es geschafft hatte

00:22:59: und dann erst etwas später, in den 80ern begannen, in den 90ern wurde es dann doch recht extrem, gab's natürlich die gesellschaftliche Debatten über das Tierwohl und darüber

00:23:12: ja ob es.

00:23:14: Erlaubt ist oder moralisch noch vertretbar ist, Tieren das Fell über die Ohren zu ziehen, um sich dann damit zu schmücken. Und diese Frage wurde immer häufiger mit Nein beantwortet.

00:23:28: und insofern ging es für den klassischen Kürschnerbetrieb und den Beruf,

00:23:34: aber auch die ganze Branche dann Treppenweise abwärts

00:23:40: und endete dann, muss man sagen, Anfang der 2000er Jahre, gibt es oder seitdem gibt es eigentlich fast keine Kürschnereien in der Bundesrepublik Deutschland. In anderen Ländern ist es noch anders aber

00:23:54: bei uns gibt es kaum noch Betriebe und das ist natürlich dem Tierschutz geschuldet. Ja, das ist eigentlich eine vernünftige Entwicklung.

00:24:04: Leuchtete Ihnen das denn sofort ein, als diese ganze Bewegung los ging? Also Brigit Bardot, die Ex-Frau von Gunter Sachs, war ja so eine treibende und prominente Kraft gegen gegen Pelze.

00:24:16: Haben Sie das sofort verstanden, dieses Ansinnen oder brauchte das eine Weile? Das hat kein Mensch verstanden, das haben auch meine Eltern bis heute nicht wirklich verstanden, muss man ehrlich sagen.

00:24:26: ja, aber für mich war es natürlich, also ich bin ja ein Kind dieser Zeit. Das heißt, ich bin ins Studium gegangen, Anfang der 80er Jahre. Da habe ich hier sicherlich noch eine Lammfelljacke getragen und auch hinterher irgendwie noch Lammfelljacken getragen. Aber natürlich überhaupt gar keinen Pelz mehr.

00:24:41: Niemand hat das mehr angezogen und meine Generation hat das ja von vornherein völlig abgelehnt. Das heißt, ich hatte Freunde.

00:24:47: Denen habe ich natürlich nicht gesagt, dass meine Eltern einen Pelzbetrieb haben, also das hätte mich natürlich schon stigmatisiert und herabgesetzt. Das wollte ich nicht.

00:24:56: Insofern war die ganze jüngere Generation sowieso Anti Pelz, aber die Älteren haben das natürlich hier nach wie vor getragen, bis sie dann auch auf der offenen Straße angefeindet wurden oder angepöbelt wurden. Und dann zogen die dann auch irgendwann ihre Jacken aus. Es sei denn,

00:25:14: man war in Kitzbühel oder in St. Moritz, wo halt auch wieder so einen ein enger Kreis und closed shop, den es ja auch bis heute noch gibt. wo man so gar keine Pelzprobleme

00:25:27: hatte und unbeeindruckt immer noch die schönsten Mäntel zur Schau trug und das ist sehr bis heute auch noch der Fall, auch in Russland, China,

00:25:36: Japan. Und auch in Italien ist Pelz nicht so verfemt wie hier bei uns in Deutschland.

00:25:44: Und ich als als junge Frau, sage ich mal, habe schon gesehen, dass man damit

00:25:51: keine oder dass man sich selbst damit keine Zukunft aufbauen konnte. Aber meine Eltern waren genau in dem Alter, dass sie aufgehört haben, als dann auch wirklich das Geschäft

00:26:00: vorbei war, mit Mitte 60 waren die da.

00:26:04: Wie genau ging denn dieses Kapitel für ihre Eltern zu Ende? Oder bzw. ist es eigentlich komplett beendet, das Pelzgeschäft?

00:26:11: Das Pelzgeschäft gibt es nicht mehr. Und wenn man sich überlegt, wie wie groß es war, ist es schon wirklich faszinierend, dass so ein ganzes Leben, was man sozusagen in diese

00:26:20: Branche gesteckt hat, sich irgendwie auf einmal in Luft auflöst und nicht mehr da ist, auch

00:26:26: im Grunde mit Schande belegt ist. Was mir für meine Eltern wirklich leid tut, weil sie wirklich sehr erfolgreich waren damit. und es war einfach auch große Kunst.

00:26:35: Ja getan und gemacht haben

00:26:38: und insofern war das auch für mich eine Motivation dieses Buch zu schreiben, weil die relativ alt jetzt sind und beide noch leben und irgendwie auch gesund sind, aber es absehbar ist,

00:26:50: dass es vielleicht nicht so weitergeht. Und da hatte ich Angst, wenn die jetzt nicht mehr so in der Lage sind,

00:27:00: mir das zu beschreiben, möchte ich gerne noch einmal genau wissen, wie es eigentlich gewesen ist. Und auch, da es diese Branche quasi nicht mehr gibt, wollte ich auch festhalten, was das Besondere daran eigentlich war, auch auf die Gefahr hin, dass dieses Buch,

00:27:13: das konnte ich ja nicht wissen, möglicherweise halt sehr stark abgelehnt wird.

00:27:18: nein es ist ja auch könnte ja auch sein hätte auch sein können aber erstaunlicherweise war das gar nicht der Fall, weil es noch so viele Pelze auch in den Schränken gibt.

00:27:29: bei fast jeder Familie. Und jeder sich fragt, was mache ich jetzt eigentlich damit. Und seitdem das Buch draußen ist, bekomme ich unglaublich viel Post

00:27:38: mit Fotos von Pelzmänteln, die tatsächlich noch da sind und die gute Qualität haben. und was mache ich jetzt damit. Kann ich das noch verkaufen?

00:27:48: Mich interessiert natürlich auch ihr Leben vor dem

00:27:51: Buch. Sie sind also nach dem Abi nach München gegangen und haben da Journalismus studiert. Waren das eventuell diese berühmten Sylter Medienunternehmer Axel Springer und Rudolf Augstein, die Sie auf die Idee gebracht haben oder wie kamen Sie auf Journalismus?

00:28:07: Also ich wollte ganz klassisch, wie wahrscheinlich jede zweite meines Jahrgangs entweder Lehrerin werden.

00:28:15: Oder am liebsten hätte ich tatsächlich gehabt, dass ich Schriftstellerin werden kann. Weil, ich habe schon mit 14 15 16.

00:28:22: Kurzgeschichten geschrieben und so im Copyshop mir Bücher zusammengeschustert

00:28:28: aber meine Eltern haben dann gesagt, das sei brotlose Kunst und ich soll doch gefälligst irgendwas Vernünftiges machen.

00:28:37: erstmal studieren und.

00:28:41: Da habe ich mich dann bei der Deutschen Journalistenschule beworben, was eigentlich aussichtslos war, weil zur damaliger Zeit haben sich 3200 Leute

00:28:50: das waren ja geburtenstarke Jahrgänge, 3200 Leute auf 30 Plätze an der Journalistenschule im Jahrgang beworben. Und ich habe dann die Aufnahmeprüfung gemacht und war prompt drin.

00:29:04: Ich picke mal eine Station raus. Sie waren 2016 2017 2018.

00:29:10: bei Dunja Hayali und haben da mitgemacht. Was haben sie da genau gemacht? Ich habe

00:29:16: für eine Produktionsfirma in Hamburg gearbeitet, ein guter Freund von mir, mit dem ich auch schon bei Sabine Christiansen war,

00:29:23: war der Produzent und es gab eine Anfrage von ZDF, ob wir uns nicht ein Format ausdenken könnten

00:29:32: in der Sommerpause von Maybrit Illner. Bei Maybrit Illner, die natürlich eine tolle politische Talkshow macht, aber eben nicht durchgängig im Jahr

00:29:40: da auf dem Schirm sein konnte, auch mal Urlaub brauchte und die berühmte Sommerpause, die die öffentlich-rechtlichen Sender politisch

00:29:49: über Jahrzehnte wir selbstverständlich durchgezogen haben, hat sich dann plötzlich so 2000

00:29:55: 13 14 15 ergeben, dass die politische Welt ja nicht still steht und man brauchte ein

00:30:02: Gefäß, in dem man quasi politische Themen auch weiter frisch halten kann.

00:30:10: Und da habe ich zusammen mit meinem Freund Rolf Hellgardt und auch noch einer entsprechenden Redaktion eine Idee für eine neue

00:30:20: Art politischer Talkshow gehabt. und da ging es dann darum, wär es moderieren könnte und da war dann Dunja Hayali die Richtige,

00:30:29: weil auf eine gewisse Art und Weise furchtlos und migrantischer Hintergrund und eine wirklich exzellente tolle Journalisten die eine Chance verdient hatte,

00:30:42: und dann haben wir im Grunde diese Sendung direkt auf sie zugeschnitten.

00:30:47: Und ich habe die Redaktionsleitung übernommen und dann haben wir losgelegt.

00:30:53: Und es war natürlich erstaunlicherweise also manchmal ist es dann einfach so 2015 genau als wir auf Sendung waren.

00:31:03: Kam dann das ganze Migrationsproblem auf uns zu und.

00:31:10: Es gab die sogenannte Flüchtlingswelle die erste große

00:31:15: und das war natürlich ein ein ein sehr interessantes.

00:31:22: Gebiet auf dem wir weiter arbeiten konnten und da war natürlich Dunja Hayali genau die richtige Person am richtigen Ort zur richtigen Zeit

00:31:30: und deshalb war diese Sendung auch so ein riesiger Erfolg. Drei Jahre habe ich das gemacht zusammen mit ihr, eigentlich sehr eng zusammengearbeitet

00:31:38: und dann.

00:31:40: Habe ich gedacht, muss ich mal wieder was neues machen. Ja, die Sendung hat ja einen sehr starken politischen Fokus. War das vorher auch schon so ihr Schwerpunkte? Oder wie

00:31:48: haben sie sich dahin entwickelt? Na, ich war eigentlich immer schon politisch, nicht jetzt unbedingt bei der Zeit in der Zeit als ich bei Radio Schleswig-Holstein war.

00:31:58: In den 80er Jahren war das, als die angefangen haben, es ist ja schon 32 Jahre her. Also da haben wir, habe ich als Radiojournalistin gearbeitet, aber dann habe ich mich

00:32:09: sehr schnell auf den politischen Journalismus konzentriert. Also es hat mich immer sehr interessiert und.

00:32:15: Talkshows waren für mich hier spannend. Und dann habe ich auch bei Sabine Christiansen lange gearbeitet. auch in der Funktion als stellvertretende Redaktionsleiterin.

00:32:25: Und es war faszinierend, damals den Regierungswechsel von Helmut Kohl zu Gerhard Schröder mitgemacht, es gab plötzlich

00:32:33: grüne Bundesminister, das konnte sich kein Mensch vorstellen. und da war natürlich ein ganz ganz großes Interesse da, diese Leute kennenzulernen und da war die politische Talkshow am Sonntagabend eigentlich irgendwie

00:32:45: die beste Möglichkeit und da war ich quasi direkt an der Quelle, es hat mich wahnsinnig fasziniert und total interessiert

00:32:54: und deshalb interessiere ich mich halt sehr sehr für Politik und auch für gesellschaftspolitische Themen

00:33:01: und im Grunde habe ich das in meinem Buch, was eigentlich Unterhaltungsliteratur ist,

00:33:07: ja auch mit eingearbeitetet, das ist durchaus gesellschaftlich relevant, was ich da schreibe aus diesen die politischen Zeiten damals wieder so war

00:33:18: und wie die Menschen miteinander gelebt haben und wie Politik eben auch Einfluss genommen hat auf das Alltagsleben

00:33:26: wie stark oder wie wenig stark und was ist eben auch für eine Insel wie Sylt bedeutet hat

00:33:32: ja dass diese Leute die großen Tiere dort immer Urlaub gemacht haben und was ist auch mit unseren Eltern gemacht hat also das.

00:33:41: Ja das ist durchaus jetzt quasi wie so ein Roundup.

00:33:46: Meines politischen und privaten Leben ist das sozusagen in dieses Buch eingeflossen.

00:33:52: Und das macht ja auch Freude beim Lesen, also einerseits ist es so spannend ihre Perspektive zu sehen und gleichzeitig kennt man das ja alles auch. Also

00:34:01: irgendwie hat ja jeder ein Bild von Sylt vor Augen, diese krassen Gegensätze, ja also die Leute, die in Haute Couture rumlaufen und die, die in Funktionsklamotten rumrennen,

00:34:13: die Leute, die Matjesbrötchen essen oder Austern und Champagner schlürfen.

00:34:17: im Sommer der Massentourismus und im Winter läuft man dann durch leere Dörfer, weil die Zweitwohnungsbesitzer alle nicht da sind. Ich finde, das ist so verrückt, wie in Sylt oder auf Sylt besser gesagt so die Welten aufeinanderprallen.

00:34:30: Für mich war immer besonders lustig, wie sich die bekleideten und unbekleideten am Strand getroffen haben. Das sind ja irgendwie auch zwei Welten, die da aufeinandertreffen.

00:34:40: Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Grenzen da z.B. viel fließender waren als heute. Nehmen wir die Gegensätze stärker wahr?

00:34:48: Ich glaube nicht. Ich glaube eher, dass es sich alles doch mehr vermischt.

00:34:54: Allerdings im Bereich FKK merkt man durchaus auch ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, oder auch eine gesamtgesellschaftliche Veränderung. Also nackt sein, frei sein.

00:35:08: Ja und glücklich sein und im Einklang mit der Natur und selbstverständlich sich zu bewegen

00:35:17: im Wasser und am Strand, das hat sich

00:35:22: ein wenig verändert in den letzten Jahren. Also man merkt das ja schon an den jüngeren Generationen, die halt einfach Nacktheit im klassischen Sinne möglicherweise hat das auch damit zu tun, dass sich hier einfach

00:35:36: die vielen Nationen vermischen und nicht mehr sozusagen eine klassische Gruppierung

00:35:45: am Drücker ist, sondern dass sich hier einfach viele verschiedene Kulturen hier einfach auch ansiedeln und die haben ganz unterschiedliche Moralvorstellungen und das wirkt sich dann einfach auch auf solche klassischen

00:36:01: Strukturen aus, die wir früher mal da hatten. also deshalb ist Nacktheit.

00:36:10: Nicht mehr auf Sylt dasselbe und FKK ist einfach nicht mehr so opportun und wird eben auch von vielen

00:36:20: Leuten, die da hinfahren verpönt oder man fühlt sich damit nicht mehr wohl. Man fühlt sich angegafft und und nicht mehr normal und das finde ich, ist eine ganz, ja.

00:36:34: betrübliche Entwicklung.

00:36:36: Also nicht unbedingt cancel culture, sondern eher eine eine Folge der Diversität?

00:36:46: Ich würde es mal so interpretieren. Ich kann jetzt nicht sagen, dass es so ist, aber ich schätze mal, das hat auch mit amerikanischen Filmen zu tun und man mag das ja hier in Berlin, das ist ja durchaus auch eine Stadt in der Nacktheit nicht das Problem ist, und wo auch wenn am Schlachtensee

00:37:03: man oder an der Krummen Lanke ohne Probleme nackt ins Wasser geht. Aber wenn dann die Amerikaner spazieren kommen und dann losschreien, weil sie das irgendwie nicht kennen .

00:37:15: dass sich hier eigentlich insgesamt in Deutschland einiges verändert hat was Nacktheit angeht.

00:37:23: Wo wir jetzt über nackt sein sprechen, würde ich gerne noch mal in ihre Kindheit springen.

00:37:28: Oswalt Kolle, der Sexualaufklärer der 60er und 70er Jahre, war ja auch bei ihnen im Geschäft. Von Oswalt Kolle konnte man damals lernen, dass die perfekte Frau die nackte Frau sei.

00:37:39: Von ihrer Mutter wollte Kolle ein Bärenfell ausleihen. Was wollte er damit?

00:37:45: Das weiß ich nicht. das weiß sie auch nicht. Das ist nur so eine Geschichte, bei der man dann so eine gewisse Annahme startet. Was will ein Mann, der für Sexualaufklärung steht und entsprechende Aufklärungsfilme gedreht hat, auch viele auf Sylt gedreht hat, was will der wohl mit einem Bärenfell.

00:38:04: also insofern

00:38:07: kann ich das nicht sagen, weil wir auch keins hatten. Also ein Bärenfell zu besorgen, war damals so schwierig wie ein Zebrafell zu besorgen. 

00:38:17: Am Ende konnte man das irgendwie schon her bringen, aber sowas lag natürlich nicht im Geschäft rum.

00:38:25: ja insofern, was Oswald Kolle dann damit bei uns wollte, weiß ich nicht genau, aber durchaus hat er sich natürlich auf Sylt als.

00:38:36: Aufklärungsfilmer sehr deutlich hervorgetan und seine beste Freundin war ja auch auf der Insel Beate Uhse, die dann auch ein Geschäft für Ehehygiene in Westerland eröffnet hat, irgendwie Ende der 60er Jahre

00:38:50: und ähm ja, das haben wir alle uns angeguckt.

00:38:52: Wussten Sie eigentlich, dass Oswald Kolle in Kiel geboren ist, also auch ein Schleswig-Holsteiner ein berühmter? Das wusste ich nicht.

00:39:03: Die 70er Jahre waren ja auch die Zeit der großen Bauprojekte und auch der spektakulären Immobilien Pleiten.

00:39:11: Bis heute ist Bauen auf Sylt ein Top-Thema und fast immer es ist mit einem anderen top Thema verbunden, dem Tourismus. Tourismus ist die Leitkultur der Insel

00:39:21: mit D oder t geschrieben wie auch immer und alle machen mit. Oder kennen Sie Sylter, die der Versuchung widerstanden haben, Haus und Grund zu vergolden?

00:39:30: Oh, ich kenne viele, die da die dieser Verlockung

00:39:36: widerstanden haben oder jetzt auch widerstehen. Also ich glaube, es ist ein ganz großes Thema, das uns natürlich im Grunde bundesweit.

00:39:47: Ja beschäftigen sollte, da das Geld so billig ist und wer ein bisschen was auf der hohen Kante hat, kann ohne Probleme sich günstig Kredite besorgen, um sich auch im großen Stil Bauprojekte einzukaufen

00:40:03: und das ist natürlich im Moment auf Sylt ein ganz ganz großes Thema und aufgrund meines Buchs,

00:40:09: auch weil auch eine gute Freundin von mir gesagt hat, jetzt reichts aber mal, hat sich jetzt eine Bürgerinitiative gegründe.t Mitte Juni die nennt sich Merrett reicht's.

00:40:21: Also sind

00:40:23: Insulaner und einheimische Frauen und Männer, die diesem Ausverkauf der Insel nicht mehr länger zusehen wollen und man merkt dann durchaus im Gespräch mit

00:40:33: vielen ehemaligen Freunden und Freunden oder auch aktuellen.

00:40:38: Ja dass es sehr sehr viele gibt, die wirklich versuchen, krampfhaft ihr Hab und Gut festzuhalten, obwohl sie permanent mit den tollsten Angeboten konfrontiert sind. Und am Ende natürlich,

00:40:52: wenn das wirklich so viel Geld ist, dann zum Teil natürlich auch schwach werden und dann durchaus auch verkaufen ja.

00:41:00: Was genau wird denn da gefordert? Also eine Begrenzung des Tourismus oder höhere Zweitwohnungssteuer? 

00:41:10: Die Forderung, die im Moment erhoben wird, halte ich für absolut interessant und legitim,

00:41:14: ein Moratorium auszurufen, einmal bitte zu stoppen den Verkauf und vor allem Bautätigkeit, denn die Insel und auch die Insulaner ersticken im Moment

00:41:27: an den vielen Gästen, die sozusagen Sylt besuchen. na ja, vor vor allem wäre sehr interessant.

00:41:38: Wenn noch was gelingen könnte auf Sylt. Die Frage ist ja nur, wer kann da was machen. Das Problem das die Insel hat, ist, dass

00:41:45: Dauerwohnraum, der sogenannte, umgewandelt wird in Ferienimmobilien oder in Zweitwohnung oder Zweithäuser

00:41:55: ja das ist das große Problem, was die Insel hat.

00:41:58: die Generation meiner Eltern scheidet jetzt langsam aus dem Leben und die Erben können sich in der Regel

00:42:06: die Erbschaftssteuer nicht leisten, also ein ganz normales Einfamilienhaus, das dann vielleicht in Westerland stand, das ist auf einmal 3,5 Millionen Euro wert, weil der Grund und Boden so teuer geworden ist auf Sylt

00:42:19: das heißt

00:42:20: sie müssen sich gegenseitig auszahlen und können die Erbschaftssteuer quasi nicht bezahlen bzw die Anteile eben, die die Geschwister bekommen.

00:42:30: nicht auszahlen, wenn das Haus nicht verkauft wird, so so hoch sind die Werte jetzt, das heißt also, dieses Haus geht dann weg und es kommt ein

00:42:40: vielleicht Doppelhaus auf dieses Grundstück mit vier Eigentumswohnungen, das heißt, dort, wo vielleicht zwei Personen gewohnt haben, wohnen auf einmal mindestens acht

00:42:49: und der Dauerwohnraum für Insulaner ist auch noch zusätzlich verloren und das potenziert sich gerade in einer Form, dass so viele

00:43:00: Betten sage ich mal entstehen auf der Insel

00:43:02: die einfach dafür sorgen, dass die Insel voller und voller wird. Wir werden große Verkehrsprobleme haben und eben für Insulaner die gerne noch.

00:43:12: So ganz normal Mietpreisen oder auch Hauspreisen dort versuchen Eigentum zu erwerben oder irgendwie in Mietwohnung zu ergattern, für die ist irgendwie kein Platz mehr, weil im Grunde der ganze Dauerwohnraum umgewandelt worden ist in Ferienimmobilien.

00:43:27: Und das ist ein riesen Problem, das die Insel hat und mit dem wir jetzt kämpfen und wo wir nach neuen Lösungen suchen.

00:43:37: Diese Entwicklung zumindest ein bisschen einzudämmen wenn ich gerade zu stoppen natürlich unter diesen Umständen denn wir haben lauter

00:43:47: ehrenamtliche Politiker, um nicht zu sagen, Hobbypolitiker. Und dann sind da normale

00:43:56: Sylterinnen und Sylter plötzlich mit ganz großen Tieren konfrontiert, mit großen Immobilienkonzernen, mit

00:44:03: enorm potenten Rechtsanwälten oder mit Investoren mit Millionenvermögen.

00:44:13: Die 

00:44:14: im Immobilienrecht, im Baurecht dann doch noch eine Möglichkeit schaffen, dann die Auslastung irgendwie hinzubekommen oder im Keller Wohnung

00:44:30: auszubilden und da da sind im Moment Dinge am Werk, die die man einfach nicht mehr überblicken kann. Wir werden mit

00:44:38: unglaublich vielen Bauprojekten zurzeit auf Sylt konfrontiert. Da hat gar keiner mehr im Überblick, wir haben eigentlich im Grunde schon fast ein bisschen die Kontrolle verloren und können

00:44:49: nicht darauf hoffen, dass uns jetzt Kreispolitiker,

00:44:54: oder Landespolitiker oder Bundespolitiker da zur Seite springen, denn das ist alles rechtlich legal, also wir haben halt einfach so einen hohen

00:45:03: Wert an Grund und Boden, dass das für Immobilienspekulation im Moment einfach ein Eldorado ist und wir suchen gerade

00:45:13: wir suchen gerade nach Möglichkeiten diese Entwicklung aufzuhalten

00:45:23: und am Ende muss man auch mal sagen Veränderungen sind das Salz in der Suppe und man kann auch.

00:45:31: Den Verlauf der Geschichte quasi nicht aufhalten aber es ist schon sehr.

00:45:37: Traurig wie halt einfach am Ende für die Insulaner und diejenigen die dort noch leben und in der Gemeinschaft leben.

00:45:47: Also im Grunde fast die Luft zum Atmen genommen wird also das ist gar nicht schön mit anzusehen..

00:45:54: Andererseits, wenn man nach Sylt kommt, es gibt so trotz allem selbst im Sommer immer noch so viele Flächen,

00:46:03: wo man keinen Menschen trifft, also vielleicht nicht diesen Sommer, nicht in diesem Corona Sommer aber sonst es ist ja ein Wahnsinn: die Insel knapp 100 Quadratkilometer groß und trotzdem

00:46:13: kann man auch total alleine sein. 

00:46:19: Das stimmt, also 50 Prozent der Fläche sind Naturschutzgebiete und das ist schon genügend vor allem, wenn man sich diesen Strand anguckt, der irgendwie Kilometer lang durchgängig. Man schafft es überhaupt nicht, an einem Tag vom Norden bis zum Süden

00:46:34: zu Fuß zu laufen. also es

00:46:36: ist schon eine faszinierende Natur keine Frage, aber wir haben alle, wollen dahin und wie sie vorhin schon richtig gesagt haben, unser größtes Problem ist eigentlich der Leerstand, also dass man in den Monaten, in denen die Insel nicht

00:46:54: besucht wird, dass es im Winter durchaus Straßen gibt, habe ich auch Freunde, da ist nur ein einziges Haus bewohnt und das ist das dann das von

00:47:03: meinen Freunden Birgit und Günter.

00:47:06: Ich habe jetzt noch eine etwas persönliche Frage. Sie beschreiben drei Herren, nähmlich Burt Reynolds, Herrn Pellmann und ein gewissen Jürgen recht detailliert mit ihrer Körperbehaarung.

00:47:20: Haben Sie da eine besondere Schwäche? Haben Sie deshalb einen Hund? Sieht Ihr Hund aus wie Burt Reynolds?

00:47:29: Ich habe keinen Hund, also meine Familie hat immer Hunde gehabt. Jetzt ist leider unser aktueller Hund, jetzt vor einem halben Jahr verstorben. Das war sehr traurig, aber in der Tat scheine ich ja eine besondere Vorliebe für

00:47:42: behaarte Männer zu haben,

00:47:44: weil ich sie so wie sie wirklich richtig sagen, irgendwie so intensiv in meinem Buch beschrieben habe. Ja aber das kann natürlich auch mit meiner Geschichte als Tochter eines Pelzhändler zu tun haben. 

00:48:00: Ich bin ja ein Dussel, natürlich! Ich muss mit Ihnen unbedingt noch über die Tillmanns sprechen. Was für eine verrückte Geschichte. Sie sind tatsächlich als Baby von Urlaubsgästen entführt worden.

00:48:09: Die Pellmanns, Gäste ihre Eltern, haben schön einen Sommer lang mit ihnen Vater-Mutter-Kind gespielt.

00:48:15: Und das hat dem Paar offenbar so gut gefallen, dass sie mit ihnen in Castrop-Rauxel untergetaucht sind.

00:48:21: Das kann man sich gar nicht vorstellen. Sie sind nicht entführt, nein, Sie sind regelrecht geklaut worden. Wie sind sie denn dann wieder aufgetaucht?

00:48:31: Meine Eltern haben erst gar nicht so richtig mitbekommen, dass ich sozusagen für länger dann verschwunden war. Die hatten gedacht, sie gegeben mich hier unseren Gästen, was auf Sylt durchaus üblich war,

00:48:42: eben da waren in den damaligen Zeiten viele.

00:48:45: Sylter Eltern froh, wenn unsere Feriengäste sich um die Kinder gekümmert haben, weil sie dafür kaum Zeit hatten, aber das es dann soweit ging, dass sie dann offenbar nicht

00:48:59: besonders aufmerksam waren, als ich dann abgereist war mit den Pellmanns und sie eigentlich gar keine Adresse richtig von denen hatten und als sie versucht haben dann raus zu finden

00:49:10: wo ich bin war, war ich ja quasi nicht mehr auffindbar

00:49:14: und da musste mein Vater sich an den damaligen Bürgermeister von Westerland wenden, der eine wirkliche grausame muss man ehrlich sagen, danach dann hat man das alles erst rausgefunden, Nazivergangenheit

00:49:30: hatte, aber dennoch beste Kontakte zur Polizei und nach Nordrhein-Westfalen, das wussten wir dann zumindest oder meine Eltern, dass die Pellmanns aus Nordrhein-Westfalen stammten.

00:49:42: Und er sich dann dort über seiner alten Kanäle und seine alten Seilschaften dort sogar Informationen beschafft hat und die Polizei mich dann auch wieder auffinden konnte

00:49:53: auf die Art und Weise bin ich zurückgekommen. 

00:50:02: Das war der berühmte Westerländer Bürgermeister Reinefarth und das ist dann auch eine der erst skurrilen Episoden, die am Ende doch eine bittere Pointe hat, wie so oft in ihrem Buch.

00:50:08: ja ja das ist eigentlich das zweischneidige Schwert, was damals dann doch voll zum Tragen kam, also dass man auf der einen Seite halt jemanden hatte der.

00:50:23: Dieses Amt hätte gar nicht ausführen dürfen und gleichzeitig halt dann doch mit seinen Verbindung dann doch noch was Gutes getan hat also

00:50:33: ja ja eigentlich so unangenehm eigentlich wenn man darüber nachdenkt dass das damals so gelaufen ist ja.

00:50:40: Wie haben eigentlich die Sylter auf ihr Buch reagiert? Die sind bestimmt mächtig stolz oder oder haben die gesagt, nee das war alles ganz anders? 

00:50:48: Die Sylter waren skeptisch, ja es gibt unglaublich viele Autoren und Autorinnen, die Romane, Krimis, sonst was alles schreiben, wie Sylt Chroniken oder sonst was. und meinen, die Insel erklären zu können.

00:51:00: ja daran hat man sich schon gewöhnt und eigentlich nicht viel erwartet. Auf der anderen Seite war es natürlich so, dass ich ja nicht ganz unbekannt bin auf der Insel

00:51:09: und die Leute gedacht haben wir sind mal gespannt, was da kommt und dann schossen ja auch schon die Gerüchte ins Kraut. Ich hatte ja viele Geschichten auch aufgeschrieben, die ich mit meinen Freunden erlebt habe und habe

00:51:20: dann im Vorfeld auch deren Einwilligung eingeholt, musste ich auch natürlich, wenn man solche intimen Sachen beschreibt und insofern

00:51:29: war dann durchaus eine gewisse Erwartungshaltung, hatte sich da breit gemacht auf der Insel. Und das hat dann auch dazu geführt, dass das

00:51:37: also Buch da Mitte Juni raus kam dass es eigentlich innerhalb von zwei Tagen ausverkauft war. Es war nicht mehr zu kriegen auf Sylt und es unterhalten sich die Menschen eigentlich überall

00:51:48: über dieses Werk und das Schöne daran ist, und das hat mich natürlich auch besonders gefreut, dass wirklich alle.

00:51:57: Gut dann gibt es sicherlich welche, denen gefällt es jetzt nicht so besonders gut, aber alle, die ich kenne, gesagt haben, es ist faszinierend, weil es die Zeit von damals sehr sehr gut trifft und sehr gut beschreibt und ja. Das ist für mich natürlich das Allerbeste.

00:52:10: Planen sie denn eine Fortsetzung? 

00:52:19: Das ist total interessant, weil mir das alle raten und sich das auch von mir wünschen und ich aber gerade so dabei sitze und denke.

00:52:26: Ob ich wohl noch genügend Stoff finde dafür, aber ich denke gerade mal aktiv darüber nach.

00:52:33: Sie schreiben so viel über die Sylter, über Original und Fälschung, über Klischees und echte Sylter in folkloristischer Kulisse. Was möchten Sie denn ganz persönlich bewahren vom echten Sylt?

00:52:41: Sprechen Sie Friesisch?

00:52:45: Gute Frage! nein, spreche ich nicht und bedauere das auch

00:52:52: ich würde gerne das Miteinander bewahren, was sozusagen die Insel auch prägt.

00:52:59: Die die die große Toleranz den unterschiedlichen Menschen gegenüber. Ich würde gerne bewahren, dass es keine Trennung gibt zwischen Gästen und Einheimischen.

00:53:11: Das war mal die große Stärke der Insel, dass man sich miteinander beschäftigt und auch miteinander kommuniziert hat das nimmt alles ab

00:53:20: weil es ist so ein nebeneinander her und ich würde mir auch gerne bewahren, dass es auch noch ein Ort zum Leben ist und nicht nur zum Arbeiten und nicht nur zum

00:53:31: ohne Ende Gäste bedienen und bewirten sondern einfach irgendwie auch miteinander Spaß haben. das würde ich alles gerne bewahren aber da sehe ich hier im Moment ja nicht so viele Chancen.

00:53:46: Ich habe im Buch ein Sprichwort von ihrer Großmutter gelernt: Zum Meer gehören auch die Ufer. An was hat sie denn da gedacht?

00:53:54: Also meine Oma war immer jemand, die die große Welt geliebt hat. Und auch das Gespräch mit weitläufigen Personen aber zum Meer gehören auch die Ufer, damit hat sie gemeint dass man.

00:54:08: Dann doch bitte auch immer bodenständig bleiben muss und zu einer Scholle sich zählt und in diesem Fall meinte sie natürlich auf jeden Fall die Insel

00:54:20: das heißt ja nicht abheben sondern immer schön mit den Füßen am Boden bleiben wunderbar.

00:54:27: Susanne Matthiessen, vielen Dank für das Gespräch! hat mir große Freude macht vielen Dank für die Einladung danke.

00:54:34: Music.

Über diesen Podcast

Ein Podcast für alle, die Lust haben, mit unseren klugen Gästen (noch) schlauer zu werden.

Wussten Sie eigentlich, dass das Wort „wissen“ vor sehr langer Zeit mit „ zz “ geschrieben wurde? Uns hat das spontan an „wizard“ (englisch für Zauberer) erinnert. Wäre das nicht schön, wenn Wissen verzaubern könnte? Nun, wir sind da ganz optimistisch und sprechen deshalb in „Alles, was Wissen schafft“ mit klugen Köpfen aus Schleswig-Holstein.

von und mit Landesvertretung Schleswig-Holstein, Heike Muß

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